Wenn in den Achtzigern jemand eine Schallplatte produzieren wollte, musste er sich ein sündhaft teures Tonstudio organisieren. Da eines der größten in München stand, pilgerten Bands wie Queen oder eben die Rolling Stones dahin. Dann brauchte er jede Menge zusätzlicher Musiker, erschreckend aufwendiges und ebenfalls nicht preiswertes Equipment und einen Plattenvertrag, damit irgendwer diese Riesenplastikfrisbees auf die man frühere Musik aufzeichnete unter die Leute brachte. Das war nur wenigen vergönnt.
Und dann: Passierte eine Revolution. Oder vielmehr zwei davon. Und sie änderten das Spiel für immer. Die eine lag in der Produktionstechnik. Die Macher von Dancefloor, House und Techno setzen genau die beginnende Technologie ein, von der ich eben geschwärmt habe. Und so konnten sie sich für rund 15.000 Euro ein absolut professionelles Tonstudio hinstellen. Jeder Kreative konnte selbst vermarktungsreif produzieren.
Die Revolution in der Musik lag darin, dass es schlagartig um Klassen preiswerter wurde, professionell zu produzieren. Das setzte ungeahnte Kreativität frei, weil viel mehr professionelle Produktionen entstanden. Es kam nur noch auf den Macher an, nicht, ob er irgendwo ausreichend Geld auftreiben konnte, mit allen Einschränkungen, die das Mitreden anderer geldgebender Parteien so manchmal mit sich bringt.
Die zweite Revolution lag selbstverständlich im Internet, das nicht nur ermöglichte, aus einem großen Reservoire an Ideen, Talent und Technologien zu schöpfen, sondern vor allem auf neue Arten zu distribuieren und zu vermarkten. iTunes ist die spätere Folge davon.
Noch extremer als die Musikproduktion sind die Markteintrittsbarrieren in der Spielfilmproduktion. Die Budgets werden immer atemberaubender, gigantischer technologischer Aufwand trifft auf globale Vermarktungsmaschinerie. Wer in dem Umfeld professionell produzieren will, muss sich damit arrangieren, dass Hunderte von Menschen mitreden.
Aber: Könnte nicht in der Filmwirtschaft dieselbe Revolution bevorstehen wie in der Musik? Könnten nicht Produktionen radikal preiswerter werden, so dass viele professionelle Medienschaffende mit einer guten Idee die Chance hätten, professionelles Kino zu machen? Wäre das nicht der Beginn einer kreativen Explosion, ein Treiber der Vielfalt?
Wir fragen in dieser Sendung den US-amerikanischen Filmjournalisten und Produzenten Wade Major (im folgenden Bild in angriffslustiger Kritikerlaune) zu den Realitäten hinter den Träumen.